Dass der FC Bayern Deutscher Rekordmeister ist, wissen die meisten. Dass er im vergangenen Jahr das Triple gewann, auch – und dass ein berühmter Ex-Präsident des Fußball-Klubs im Gefängnis sitzt sowieso. Der Name Kurt Landauer aber ist wohl fast nur wirklichen Bayern-Fans ein Begriff. Dabei ist er im Grunde der Mann, der den Verein erfand und die Grundlage dafür legte, dass Uli Hoeneß daraus später einen internationalen Spitzenklub und ein erfolgreiches Unternehmen machte.
Der ARD-Film "Landauer - Der Präsident", der zum Ende dees dritten Quartals im "Ersten" zu sehen sein wird, setzt dem ehemaligen Fußball-Boss, der schon fast in Vergessenheit geraten war, nun ein Denkmal. An diesem Dienstag feiert er Premiere beim Filmfest München. Josef Bierbichler spielt den Präsidenten, der ein Charakterkopf gewesen sein und seine Sekretärin auch mal mit den Worten angefahren haben soll: "Habt ihr denn gar nichts gelernt außer "Heil Hitler" sagen?"
Nach einer kurzen Sequenz aus glücklicheren Tagen, bevor Hitler an die Macht kam, macht der Film einen Zeitsprung und setzt nach Kriegsende wieder ein mit der Rückkehr Landauers in das Land, das seine komplette Familie in Konzentrationslagern ermordet hatte. Er findet ein völlig zerbombtes München vor. Landauer aber macht weniger zu schaffen, dass seine Heimatstadt in Schutt und Asche liegt als das, was der Nationalsozialismus mit dem Menschen angerichtet hat. Er freundet sich mit einem kleinen Jungen, dem Sohn eines SS-Mannes, an, der Zeit seines Lebens gelernt hatte, jüdische Menschen zu hassen.
Obwohl Landauer Deutschland nichts schuldet – ganz im Gegenteil –, will er seinen Herzensverein nach dem Krieg wieder aufbauen – und die Konkurrenz der 60er gleich mit. Denn, das weiß er, nur ein Lokalderby zwischen dem FC Bayern und 1860 München hilft dem Fußball in der Stadt wieder auf die Beine.
Umso erstaunlicher ist es, dass Karl-Heinz Rummenigge, der 1974 zu den Bayern kam, zehn Jahre lang für den Verein spielte, ohne den Namen Landauer je gehört zu haben. Die langjährige Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, zeigte sich nach Angaben der "Süddeutschen Zeitung" einst fassungslos, dass die Stadt München Landauer zwar eine Straße gewidmet hat – die sich aber "neben dem Klärwerk" befindet.
Erst im vergangenen Jahr, 52 Jahre nach seinem Tod im Jahr 1961, machte der FC Bayern Landauer zum Ehrenpräsidenten - dem dritten nach "Kaiser" Franz Beckenbauer und Wilhelm Neudecker. Landauer sei für den Verein "eine der prägendsten Figuren des FCB im ersten halben Jahrhundert seines Bestehens", sagte Uli Hoeneß damals. "Das ist eine Ehrung, die längst überfällig war." Das sahen auch die Ultras in der Bayern-Südkurve so, die Landauer zur Ikone erhoben haben. Im Februar dieses Jahres würdigten ihn die Fans in der Woche um den Holocaust-Erinnerungstag mit einer Choreographie.
Landauers Neffe Uri Siegel sagte einmal in einem Interview des Bayerischen Rundfunks: "Die Geschichte des FC Bayern beginnt nicht erst mit Beckenbauer, Hoeneß, Rummenigge und Co. Aber es ist ein allgemeines Problem, dass man die Vergangenheit – die gute und die schlechte – zu schnell vergisst."
Am 15. Oktober zeigt die ARD einen aufwändig inszinierten Film über Kurt Landauer, er ist nur zum Empfehlen!!!
(Quelle: dpa)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen